Volkssagen zum ELLERGRONN
 


Im Ellergröndchen

Im "Ellergründchen" liegt mitten in einem Eichengehölze ein Weiher. Sein dunkles Wasser ist immer still und unbewegt, und es sieht alles um ihn her so recht traurig und schwermütig aus. Der Weiher ist nicht immer dagewesen; doch es ist schon lange her, dass er enstanden ist.
Im Walde, der sich in der Nähe ausdehnt, stand früher ein Schloss, in dem ein junger, aber wilder Ritter hauste. Er liebte nichts mehr als die Jagd, und jeden Morgen früh begab er sich in den Wald. Da begegnete ihm eines Morgens ein alter Mann, der im Walde Holz sammelte. Der Ritter war abergläubisch. Er dachte, diese Begegnung könnte ihm Unheil auf seinem Pirschgang bringen und er erzürnte über den Greis, der es gewagt hatte, seinen Weg zu kreuzen. Mit barscher Stimme rief er ihn an. Doch dieser hörte nicht darauf und las umherliegendes Reisig auf.
Da drang der Ritter auf den Greis ein. Auf die Vorwürfe über sein unrechtes Tun, antwortete dieser gelassen: " Unser lieber Herrgot lässt das Holz für den Reichen und den Armen wachsen." Diese freie Rede entzündete den Zorn des Ritters noch mehr. "Noch ein Wort," herrschte er den Greis an,"und ich schlag dich nieder ... Schnell heraus aus meinem Wald." Der Greis sah ein, dass er den Kürzeren ziehen würde und suchte so schnell als sein Alter es ihm erlaubte, aus dem Wald zu kommen. Hinter ihm drein grollte der Schlossherr.
Sie kamen zu einer Senkung im Walde, wo eine kleine Kapelle stand. Der Greis dachte, an dieser heiligen Stätte wäre er vor der Wut des Ritters geschützt und wollte eintreten. Dieser aber vertrat ihm den Eingang. Der Greis liess sich jedoch nicht abschrecken und suchte einzudringen. Da konnte unser Ritter sich nicht mehr bemeistern. Er packte den Greis. Doch kaum hatte er ihn berührt, da wuchs die Gestalt des Greises ins Riesengrosse. Drohend erhob er den Finger gegen den Ritter. Als dieser von Schrecken umsank, brach augenblicklich ein solches Unwetter mit Donner und Blitz los, als ob der Himmel einstürzen wollte. Da ist die Kapelle mit dem Ritter versunken, und der Weiher steht seither an dem Orte.
Zuweilen bei stillem Wetter gegen Abend klingt noch der Ton des Glöckleins der Kapelle aus dem Wasser herauf. Der Geist des "Ellergrund" aber führt seine Herrschaft dort weiter. Zu wiederholten Malen ist an dieser Stelle um die Mitternachtsstunde Wagengerassel und Hufschlag aus der Luft vernommen worden. Ja, es gibt deren, die mit eigenen Augen einen feurigen mit sechs Pferden bespannten Wagen durch die Luft fahren gesehen haben.

(Erzland. Hubert Clement)

 


Geisterwagen zu Esch an der Alzette

Etwa eine halbe Stunde südwestlich von Esch befindet sich eine Talniederung, Ellergrund genannt. heute ist der Boden daselbst zum grössten Teil umgeackert; früher jedoch deckten üppige Wiesen die ganze Fläche, auf welche man, nach einem vor nicht gar langer Zeit noch üblichen Brauch, Hornvieh und Pferde zur Nachtweide trieb. Die Knechte, denen die Hut des Viehes oblag, behaupteten, zu wiederholten Malen an dieser Stelle um die Geisterstunde Wagengerassel und Hufschlag aus der Luft vernommen, ja sogar mit eigenen Augen einen glänzenden, mit sechs Pferden bespannten Wagen durch die Luft schwirren gesehen zu haben. Dies sei der wilde Jäger gewesen.

( Gredt. Sagenschatz )

 
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